Stephanie Silligmann M.A. Dipl.-Restauratorin

stein | beton | baukeramik



Konservierung

Bei einer Konservierung wird ein historisches Objekt in seinem überlieferten Zustand mitsamt den Spuren seiner individuellen Geschichte erhalten. Der Schwerpunkt liegt also auf der Bewahrung einer möglichst authentischen, in der Regel reduzierten Form anstelle der Wiederherstellung eines intakten Erscheinungsbildes. Konservatorische Maßnahmen konzentrieren sich daher auf die Stabilisierung des Zustandes unter Respektierung von Veränderung z.B. durch Alterung, Bewitterung, Nutzung oder frühere Reparaturen, sofern das Objekt hierdurch keinen Schaden nimmt.

Was bedeutet das in der Praxis? Mut zur Lücke und zum Alterswert!

Beispielsweise werden abgenutzte Treppenstufen als erhaltenswert bewertet und belassen, sofern durch die Veränderungen der Form keine Stolpergefahr besteht. Oder die abgewitterte Gestaltung einer Grabanlage wird in ihrer Substanz gesichert und nicht durch Antragungen ergänzt.

Festigung einer Grabanlage aus Sandstein



Marmorskulptur eines kleinen Davids

2017 lernten wir die Besitzer einer dreifach gebrochenen Marmorskulptur kennen und durften uns um ihren kleinen David kümmern. Die Skulptur ist stehend auf einem Sockel konzipiert, aber das funktionierte mit gebrochenen Beinen nicht mehr und auch die Verbindung zum Sockel war wegen eines verlorenen Armierungsstabs eine wackelige Angelegenheit. Unser Ziel war also die Wiederherstellung des Stehvermögens und der Stabilität durch Klebung der Brüche und Ergänzung des Armierungsstabs. Zur Vorbeugung zukünftiger Schäden erhielt auch das linke Knie als Sollbruchstelle eine zusätzliche Stabilisierung durch eine verdeckte Armierung. Dank der guten Passgenauigkeit der Brüche waren nach der Klebung nur wenig Ergänzungen und Retuschen nötig. 


Grabsteine auf dem Friedhof von St. Severin zu Keitum auf Sylt

Arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. Das klingt verlockend! Ziel der Arbeitsreise war der "Friedhof am Meer" in Keitum. Der Friedhof ist charakterisiert durch grün eingefasste Wege, an denen moderne und historische Grabsteine liegen.

Ausgewählte Grabsteine aus der Zeit vom 17.-19. Jahrhundert sollten 2012 konserviert werden. Trotz wechselhaften Wetters verliefen die Arbeiten wie geplant.

  • Reinigung von Schmutzablagerungen und Biofilmen
  • Anböschung gefährdeter Gesteinsbereiche
  • Verfüllung von Rissen und Schalen
  • Erneuerung schadhafter alter Reparaturmaßnahmen
  • zusätzliche restauratorische Maßnahme: Retusche der Inschriften
Grabsteine nach der Konservierung


Grabstein Janssen im Vor-, Zwischen- und Endzustand

 

Grabstein Peters im Vor- und Endzustand


Obelisk in Kiel: Endpunkt der ehemaligen Kiel-Altonaer Chaussee

Die Ameisen 

In Hamburg lebten zwei Ameisen,  
die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
da taten ihnen die Beine weh,
und da verzichteten sie weise
dann auf den letzten Teil der Reise. 
 

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Die Chaussee wurde 1830-1834 durch den dänischen König und Herzog von Schleswig und Holstein Friedrich VI. als erste Straße mit geplantem künstlichem Wegeverlauf  gebaut. Der Obelisk (Sandstein mit vertiefter Inschrift und Königsmonogramm aus Metall) erinnert als Denkmal an den Ausbau und markiert gleichzeitig den Endpunkt der Chaussee.

Anböschung von Gesteinsschalen, Foto: www.alpha-f.de


2010 erhielt ich den Auftrag, den Obelisken zu konservieren:

  • Reinigung von Schmutzablagerungen und Biofilmen
  • Erneuerung schadhafter Fugen
  • Reduzierung schwarzer Krusten
  • Hinterfüllung und Anböschung von Gesteinsschalen 


Grabsteine an der St. Petri und Pauli Kirche in Hamburg Bergedorf

An der Pfarrkirche St. Petri und Pauli sind außen fünf Grabsteine (Sand- und Kalkstein) aus der Zeit von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Mitte des 18. Jahrhunderts angebracht. 

Bei zwei Grabsteinen bestand dringender Handlungsbedarf, um weiteren Substanzverlusten entgegenzuwirken. Die Konservierung der gefährdeten Steine erfolgte 2010 vor Beginn der Frostperiode,  die restlichen Arbeiten 2011. Die Grabsteine sollten in situ belassen werden. Ziel war, den Bestand mit Alterungsspuren zu erhalten, um die Authentizität der Grabsteine zu gewährleisten.

  • Reinigung von Schmutzablagerungen und Biofilmen sowie Freilegung des Hohlraumes zur Kirchenwand
  • Reduzierung schwarzer Schmutzkrusten
  • Entfernung schädigender Altergänzungen
  • Hinterfüllung und Anböschung von Gesteinsschalen
  • Verfüllung von Rissen
  • Erneuerung schadhafter Anschlussfugen

Krustenreduzierung mit Niederdruck-Feinstrahlgerät


Vor- und Endzustand des Grabsteins Petersen, Sandstein (1659)